55555 by Gefährtin der Schatten . Lara Adrian
Autor:Gefährtin der Schatten . Lara Adrian
Die sprache: eng
Format: mobi
veröffentlicht: 2013-02-03T12:49:10.125650+00:00
Nikolai kam langsam wieder zu sich und fragte sich, warum er
nicht tot war. Er fühlte sich schrecklich, konnte nur mit Mühe
die Augen im Dunkeln öffnen, seine Muskeln waren träge, als
er im Geiste eine Inventur seiner momentanen Verfassung
aufnahm. Er erinnerte sich an Blut und Qualen, Verhaftung
und Folter durch einen Mistkerl namens Fabien. Er erinnerte
sieh daran, gerannt zu sein - oder vielmehr, dass
irgendjemand anders rannte, während er stolperte und sich
anstrengte, einfach nur auf den FüÃen zu bleiben.
Er erinnerte sich an Dunkelheit, die ihn umgab, an kaltes
Metall unter ihm und an unablässigen Trommelschlag in
seinem Kopf. Und mit besonderer Deutlichkeit erinnerte er
sich an eine Pistole, die auf ihn gerichtet war. Eine Pistole, die
auf seinen eigenen Befehl losging.
Renata.
Sie hatte die Pistole gehalten. Auf ihn gezielt, um ihn daran
zu hindern, sie wie ein Monster anzufallen. Warum hatte sie
ihn nicht umgebracht, wie er es gewollt hatte? Und warum
war sie überhaupt in die Hochsicherheitsklinik gekommen,
um ihn zu suchen? War ihr nicht klar gewesen, dass sie mit
ihm zusammen getötet werden könnte?
Er wollte über ihre Waghalsigkeit wütend sein, aber ein
vernünftigerer Teil von ihm war einfach nur verdammt
dankbar, dass er noch atmete. Selbst wenn das alles war, wozu
er derzeit in der Lage war.
Er stöhnte und rollte sich herum, erwartete, den harten
Lastwagenboden unter seinem Körper zu spüren. Stattdessen
war da eine weiche Matratze und unter seinem Kopf ein
flauschiges Kissen. Eine leichte Baumwolldecke bedeckte
seine Nacktheit. Was zur Hölle war passiert? Wo war er jetzt?
Er fuhr hoch und wurde damit belohnt, dass sich sein Magen
zusammenkrampfte. âScheiÃe", murmelte er, ihm war schlecht
und schwindelig im Kopf.
âBist du okay?" Renata war bei ihm. Zuerst hatte er sie
nicht gesehen, aber jetzt stand sie von dem ramponierten
Stuhl auf, auf dem sie eben noch gesessen hatte, und kam
zum Bett hinüber. âWie fühlst du dich?"
âBeschissen", sagte er, seine Zunge war dick, sein Mund
staubtrocken.
Er verzog das Gesicht, als sie eine kleine Nachttischlampe
anknipste. âDu siehst besser aus. Viel besser sogar. Deine
Augen sind wieder normal, und deine Fangzähne haben sich
zurückgezogen." âWo sind wir?"
âIn Sicherheit."
Er sah sich um und nahm das bunte Durcheinander im
Zimmer in Augenschein: Möbelstücke, die nicht zusammen-
passten, Aufbewahrungsbehälter, die an einer Wand
gestapelt waren; zwischen zwei Aktenschränken lehnte eine
kleine Sammlung von angefangenen Gemälden, alle in
unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung; ein Bade-
zimmerschränkchen mit geblümten Handtüchern und eine
altertümliche Badewanne mit KlauenfüÃen. Aber es war das
Fenster gegenüber dem Bett auf der anderen Raumseite,
das ihn auf den Trichter brachte: Es hatte keine Läden. Auf
der anderen Seite der Fensterscheibe war es gerade tiefe
Nacht, aber sobald es Morgen wurde, würden UV-Strahlen
den Raum überfluten.
âDas ist eine Menschenwohnung." Er hatte nicht
vorwurfsvoll klingen wollen, schon gar nicht, wenn es seine
eigene verdammte Schuld war, dass er überhaupt in diese
Situation geraten war. âWo zum Teufel sind wir. Renata?
Was ist hier los?"
âDu warst in schlechter Verfassung. Es war nicht sicher
für uns, weiter in dem Laster herumzufahren, die Agentur
und wahrscheinlich auch Lex suchen ihn sicher schon seit
Sonnenuntergang ..."
âWo sind wir?", fragte er.
âIn einem Ãbergangsheim für StraÃenkinder - es heiÃt
Bei Anna. Ich kenne den Mann, der es leitet. Oder ich kannte
ihn ... früher." Ein Anflug von Rührung flackerte kurz über
ihr Gesicht. âJack ist ein guter Mann, vertrauenswürdig. Wir
sind hier sicher.
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